Wie fühlen wir uns von der lokalen Presse wahrgenommen?

Gespräch mit Vertretern der lokalen Presse Viele von uns treten für Offenheit und Toleranz ein. Gerne wird beteuert, dass die SM-Szene sich nicht nach außen hin abschotten will und offen ist - jeder der sich wie ein zivilisierter Mensch benimmt ist auch bei unserem Gesprächskreis willkommen. Doch gibt es aber einen Unterschied zwischen Offenheit und Öffentlichkeit, und das Diskretionsbedürfnis vieler mag dazu führen dass eben doch die Vorsicht die Oberhand hat, beim Kontakt mit Medien. Die wenigen negativen Erfahrungen einzelner, deren Existenz durch unfreiwilliges Zwangsouting schaden nahm, haben sich tief ins kollektive Gedächtnis der Subkultur eingegraben, sodass positive Erfahrungen die Ausnahme zu sein scheinen. Spricht man von Coming-Out in der Öffentlichkeit kennt dann mancher einen, der von jemandem gelesen hat, der äußerst unangenehme Konsequenzen zu erleiden hatte, weil er sich zu seiner Sexualität bekannte. So kommt es zu einem Graben zwischen der Gesellschaft und unserer Subkultur, der sich auch in der Medienlandschaft widerspiegelt. Die Szene entwickelt ihre Schattenpresse mit Magazinen, Online-Communities und in letzter Zeit auch Dokumentarfilmen. Doch wie sehen wir uns in den Medien der Alltagskultur wiedergespiegelt? Wie - wenn überhaupt - nimmt uns die lokale Presse wahr? Wollen wir überhaupt wahrgenommen werden? Oder haben wir unsere Hinterzimmer und Nicknames schon so liebgewonnen, dass wir uns nicht mehr so exklusiv vorkämen, wenn jeder mitreden könnte? Woran liegt es, dass es im einen Fall negative Konsequenzen gibt und im anderen keine oder positive? Und keine Angst, falls Fotoapparate auftauchen, können wir die Sitzordnung so wählen, dass nur Leute ins Schussfeld kommen, die einverstanden sind. Die Reporter sind auf die Notwendigkeit der Zustimmung hingewiesen (und ansonsten hier in der Gegend persönlich bekannt... das ist der Vorteil bei kleinen Lokalzeitungen gegenüber der Regenbogenpresse...) Am betreffenden Abend nimmt ein Lokalreporter der Fellbacher Zeitung (Lokalteil erscheint als Abonnenten-Beilage in der Stuttgarter Zeitung) und eine Reporterin des Zeitungsverlages Waiblingen (Waiblinger Kreiszeitung) teil. Beide sind auf die Notwendigkeit der Einwilligung bei Fotos hingewiesen. Falls sie trotzdem mit Knipse anrücken, setzen sich diejenigen, die die größte Angst haben, direkt neben sie und wir sagen es auch vorher.

Rückschau

19 SMlerInnen trafen sich am 29.04.05 im Gesprächskreis SundMehr in Kernen-Stetten um sich mit dem Thema "Warum so pressescheu? Wie fühlen wir uns von Medien wahrgenommen?" auseinander zusetzen - und dies gewissermaßen unter live Bedingungen. Pressevertreter zweier Lokaler Tageszeitungen (Zeitungsverlag Waiblingen und Fellbacher Zeitung) waren der Einladung des Gesprächskreises gefolgt. Im Vorfeld hatte es auch unter manchen Teilnehmern die üblichen Zweifel und Bedenken gegeben, sich so der Öffentlichkeit zu zeigen, was dann gleich den Einstieg ins Thema bot. Dass bei der Darstellung in den Medien "unser" Verständnis von SM zumeist nicht getroffen oder exotisch verzerrt oder reißerisch wiedergegeben wurde, war wohl fast allen klar. Solange man selbst jedoch machen kann, was man will und Privatsache bleibt, was im heimischen Schlafzimmer geschieht, muss dies nicht zu persönlicher Betroffenheit führen, wurde gleich zu Beginn festgestellt. Bei der Diskussion, bei diesem ganz normalen Gesprächsabend, unter den Augen und Ohren der Presse, entstand dann die Frage, warum dann überhaupt Öffentlichkeitsarbeit notwendig sein soll, wo doch SM reine Privatsache sei. Wo diese Privatsache jedoch in falsch verstandener Form ans Licht tritt und zu negativen persönlichen oder juristischen Konsequenzen führt, ist wird Öffentlichkeitsarbeit notwendig um aufzuklären, Klischees gerade zurücken (selbst wenn diese in einigen Punkten zutreffen mögen) und Normalität zu Präsentieren. Wobei sicher nicht alles für die Außenstehende verstehbar gemacht werden kann - wie auch jeder von uns weiß: immer wieder begegnen wir auch in anderen Situationen Dingen, die wir lediglich respektieren oder tolerieren können. Klar blieb hierbei, dass die Möglichkeit an der Öffentlichkeit aufzuklären davon abhängig ist, welche Teile der persönlichen Existenz auf dem Spiel stehen, wenn negative Konsequenzen folgen. Fast jeder und jede Anwesende beteiligte sich auch diesmal an der Diskussion und die zu Beginn vorherrschenden Bedenken wurden durch das angemessene Maß von Offenheit und Rücksicht auf die Diskretionsbedürfnisse der Gesprächskreisteilnehmer beschwichtigt. So wurde gefragt, welche Namen genannt werden dürften und als der zusätzlich anwesende Fotograf seine Hilflosigkeit gestand, weil er nicht wusste, was fotografiert werden darf, konnte ihm durch eine geänderte Sitzordnung, die Fotos während der laufenden Diskussion zuließ, geholfen werden. Nachrichtenwert hat ein Ereignis, dass außerhalb der üblichen Norm stattfindet, meinte einer der Presseleute, auf die Frage der Teilnehmer, welchen Eindruck unsere Gäste von dem Abend hätten und was berichtenswert sei. Die Vorfreude auf den hoffentlich gelungen aufklärenden Artikel wurde bei der Verabschiedung etwas beschwichtigt, weil nun die Lokalreporter vor der Aufgabe stehen, den Abend einerseits wahrheitsgetreu wiederzugeben, jedoch so, dass auch eine 64-jährige Leserin mit konservativ-gutbürgerlicher Lebensführung, versteht um was es ging. Bleibt zu hoffen, dass dies gelingt, wobei auch ein durchschnittliches Maß an Akzeptierender Toleranz einen Erfolg darstellen dürfte. Wer wollte voraussetzen, das Dinge im vollem Umfang der Objektivität und Differenziertheit dargestellt werden, über die wir uns als Insider oft nicht einig sind.

Pressespiegel:

Fellbacher Zeitung, 04.05.2005 Artikel

Fellbacher Zeitung, 04.05.2005 Hintergrundinfo

Zeitungsverlag Waiblingen, Waiblinger Kreiszeitung, 02.05.2005 Artikel

Zeitungsverlag Waiblingen, Waiblinger Kreiszeitung, 02.05.2005 Artikel 2

Zeitungsverlag Waiblingen, Waiblinger Kreiszeitung, 02.05.2005 Bild

Veranstaltungsdaten:

Datum: 29.04.2005
Uhrzeit 20:00 Uhr
Ort: TV-Heim, Am Sportplatz 4, 71394 Kernen-Stetten
Anfahrt:

Anfahrt über B 14/B29:
Erste Ausfahrt (Weinstadt/Endersbach) auf der B29 nach dem Teiler B14/B29 in Richtung Schorndorf, bzw. vorletzte vor der Zusammenführung B14/B29 in Richtung Stuttgart. Dann weiter Richtung Stetten / Esslingen halten.

Anfahrt von Esslingen:
Über Wäldenbronn Richtung Kernen-Stetten. Den Wegweisern „Diakonie Stetten“ und Sportplatz folgen. Haupteingang Diakonie und TV-Heim sind nicht weit voneinander entfernt. Parkplätze gibt es auch genug.