Haben nur Christen Normen und Werte?

Wer sich für Glaube, Kirche, Christsein interessiert und im Kontext zu SM oder Erotik komische Gefühle bekommt, entdeckt schnell, dass bei aller Aufgeklärtheit dann eben doch die Frage nach dem "darf ich das?" im Hinterkopf schmort. Selbst die alte Frage nach dem was "Gottgefällig" ist und was nicht, taucht an dieser Stelle auf. Glauben Christen selbst, dass alles gut ist, was Gott geschaffen hat? Oder verdächtigen sie ihre eigenen Neigungen insgeheim doch, Ausgeburt der Hölle zu sein? Wenn die Grenze dessen, was noch als richtig oder (Gott)gefällig zu bezeichnen ist, darin liegt, was der eigenen Person und dem anderen gut tut - ist dann der Glaube überhaupt ein Maßstab, oder ist es dann der andere Mensch? Gibt es letztlich einen Unterschied zwischen Christen und Heiden in dieser Sache? Ursprünglich war zu diesem Termin geplant, einen der Pfarrer der Rommelshäusener ev. Kirchengemeinde einzuladen. Wegen Abspracheproblemen unsererseits (doch zu kurzfristig) und Terminkollisionen seinerseits, erwarten wir ihn dann am letzten Freitag im Mai. Sofern hier Fragen gesammelt werden könnten, die wir am 26.05. zusammen mit dem Pfarrer diskutieren könnten, wäre das sicher gut, wobei es für unseren Gast auch in Ordnung wäre, wenn sich Fragen bei diesem, seinem zweiten Besuch, wiederholen.

Rückschau

6 Männer und 4 Frauen mit sadomasochistischen Neigungen trafen sich am 31.03.06 zum Gesprächskreis SundMehr im TV-Heim in Kernen Stetten, um sich mit der Fragestellung zu befassen, ob nur Christen Normen und Werte haben. Schon in der Vorstellungsrunde konnte jeder kurz darstellen was ihm oder ihr bezüglich SM Kopfschmerzen bereitet. Die Antworten reichten von selbstkritischen, persönlichen Fragestellungen über den eigenen Umgang und die Ausgestaltung der Lust, bis hin zu Bedenken über fertige Selbstbilder bei der Vermischung von Erotik und Alltag oder elitärem Denken innerhalb der SM-Szene - alles Phänomene, die auch auf kirchlich-christlichem Hintergrund in Erscheinung treten. Bei der eigentlichen Diskussion des Themas wurde festgestellt, dass Religiösität oder Glaube - unabhängig vom jeweiligen Bekenntnis - auch ein fester Halt im Leben sein kann. Fraglich sei allerdings, ob Normen und Werte, die im christlichen Gedankengebäude auftauchen, im Kern tatsächlich "christliche" oder allgemeine menschliche Normen darstellen, wie sie in jeder Kultur und Religion zu finden sind. Wie üblich kam die Diskussion auch schnell an einen allgemeinen kirchenkritischen Punkt, an dem statt über den Glauben, über die Institution Kirche gesprochen wurde. Da jedoch die vorgehaltene Instrumentalisierung des Glaubens zum Machterhalt der Kirche, ebenso wenig Grundaussage des christlichen Glaubens ist, wie die Instrumentalisierung von Sexualität zum Machterhalt im Geschlechterkrieg Grundüberzeugung bei SM, konnte hier ein Vergleich gezogen werden, zur Polemik Alice Schwarzers bezüglich SM. Andere Parallelen zwischen SM und Christsein wurden gezogen, bezüglich der Erfahrung der Hingabe und des Vertrauens. Dass Christsein hauptsächlich aus normativen Elementen besteht, wurde von einem Teilnehmer hervorgehoben, worauf entgegen gehalten wurde, dass in solch einem Fall Glaube sehr Leistungsbezogen betrachtet wird, im Sinne eines "was muss ich tun" - dabei sei es doch viel wesentlicher, das Augenmerk darauf zu richten, was einem von Gott entgegen gebracht wird. Auch dies eine Empfindung, die eine Parallele zur Erotik darstellen könnte. Ein Anwesender, der sich zum Buddhismus mindestens so hingezogen fühlt, wie zum Christentum, fand gegen Ende, dass der Vorteil eines spirituellen Interesses schlichtweg eine größere Meta-Ebene sei.

Veranstaltungsdaten:

Datum: 31.03.2006
Uhrzeit 20:00 Uhr
Ort: TV-Heim, Am Sportplatz 4, 71394 Kernen-Stetten
Anfahrt:

Anfahrt über B 14/B29:
Erste Ausfahrt (Weinstadt/Endersbach) auf der B29 nach dem Teiler B14/B29 in Richtung Schorndorf, bzw. vorletzte vor der Zusammenführung B14/B29 in Richtung Stuttgart. Dann weiter Richtung Stetten / Esslingen halten.

Anfahrt von Esslingen:
Über Wäldenbronn Richtung Kernen-Stetten. Den Wegweisern „Diakonie Stetten“ und Sportplatz folgen. Haupteingang Diakonie und TV-Heim sind nicht weit voneinander entfernt. Parkplätze gibt es auch genug.