Intimität im privaten oder öffentlichen Bereich

Für Befürworter des erotischen Spiels in der exklusiven Zweierbeziehung und im Schlafzimmer, die es auch unter SMern gibt, gibt es dafür ein Argument: Intimität. Das lateinische „intim“ bedeutet wohl so etwas wie: vertraut, vertraulich, ganz persönlich. In was wird da vertraut? Was wäre der Verrat? Woraus besteht die Angst? Viele Partygänger oder Stammtisch- oder Gesprächskreisbesucher scheuen die Öffentlichkeit, weil es ja schließlich den Nachbar nichts angeht, was zu Hause vor sich geht. Außerhalb der SM-Szene von der eigenen Sexualität und Gefühlswelt zu sprechen ist auch für sie zu intim. Von Party, Szene oder Stammtisch sollte die Öffentlichkeit ruhig ausgeschlossen bleiben, weil dies ein Schutzraum ist, in dem man so sein kann, wie man ist oder gern wäre. Für Manche ist dies auch das Argument, gegen Öffentlichkeitsarbeit. Kann man das Intime, das ganz persönliche aber auch mit anderen Teilen? Und was passiert, wenn man der Öffentlichkeit, der Gesellschaft vertrauen will? Gibt es dazu Anlass? Oder wird nur das Misstrauen gerne kolportiert? Ist Misstrauen innerhalb der SM-Szene berechtigter, als gegenüber der Gesellschaft?

Rückschau

Um die Frage, was für sie der Begriff "Intimität" im privaten, aber auch öffentlichen Bereich bedeutet, trafen sich 9 TeilnehmerInnen des Gesprächskreises SundMehr am 23.02.07.
Intimität findet nicht nur im Schlafzimmer, sondern eigentlich gleich hinter der Haustüre statt, wurde schon zu Beginn festgestellt. Sie wird mit guten Freunden geteilt, beinhaltet jedoch auch verschiedenste Steigerungsgrade, bis eben zur Initmität im Bett - oder wo auch immer. Das Vertrauen zwischen denjenigen, die die Intimität teilen ist wichtig - je mehr Beziehung oder Liebe, desto intensiver kann Intimität geteilt werden.
Die Teilnehmenden an diesem Abend, beschrieben erotische Erfahrungen jedoch als unterschiedlich intim. Sex muss nicht unbedingt intim sein - und doch kann manchmal schon ein Kuss große Intimität ausdrücken.
In der Gemeinschaft mehrerer kann "Intimität", das vertrauensvolle Teilen von ganz Persönlichem, nach Aussage mancher Teilnehmer auch geteilt werden. So zum Beispiel auf SM-Partys, die privat organisiert sind. Geringerer Intimität, weil gegebenenfalls unpersönlicher, wurde dabei von größeren, öffentlich ausgeschriebene Partys erwartet. Im weiteren Gespräch wurde die Intimsphäre als etwas ganz individuelles, von der Tagesform abhängiges beschrieben. Ein Erlebnis, das uns am einen Tag nichts ausmacht, kann am anderen Tag dazu führen, dass unsere Grenzen so verletzt sind, dass wir im Boden versinken wollen.
Doch warum scheinen viele SMer sich im Schutzraum der Szene weit heraus zu trauen, um sich über ihre Erotik auszutauschen, so gegebenenfalls auch mit anderen zu teilen, während viele gleichzeitig das Recht auf ihre Intimität betonen, mit dem sie begründen, warum der Nachbar oder Arbeitskollege nicht wissen muss, worauf sie stehen? Die Fähigkeit speziell über Sexualität zu sprechen, ohne die eigenen Grenzen als Verletzt zu empfinden, stellte ein Teilnehmer als eine Frage des Konsenses dar. Beim Stammtisch, im Gesprächskreis und in der Szene kann jeder davon ausgehen, dass die entsprechenden Vorlieben, von denen vorausgesetzt wird, dass sie gesellschaftlich abgelehnt werden, akzeptiert sind. Zusätzlich scheinen viele nicht-SMler ohnehin Probleme zu haben, unverklemmt über Sexualität zu sprechen.
(Intim-) Grenzen müssen jedoch auch unter SMlern abgesprochen werden. Doch schon die Benennung einer solchen Grenze, kann eine Atmosphäre der Intimität voraussetzen, weil hier doch im Vertrauen bekannt wird, was zu weit geht, wo der jeweilige Mensch in unerotischer Weise verletzlich ist.
So setzt Intimität immer Vertrauen und Zuverlässigkeit voraus, kam es gegen Ende zum Fazit. Derjenige, dem etwas "zu Intim" ist, fühlt sich zu ungeschützt. Sofern es sich hierbei um das Sprechen über SM an der Öffentlichkeit des Alltags dreht, betrifft dies sicherlich die Angst, stigmatisiert, ausgegrenzt oder beruflich benachteiligt zu werden.

Veranstaltungsdaten:

Datum: 23.02.2007
Uhrzeit 20:00 Uhr
Ort: TV-Heim, Am Sportplatz 4, 71394 Kernen-Stetten
Anfahrt:

Anfahrt über B 14/B29:
Erste Ausfahrt (Weinstadt/Endersbach) auf der B29 nach dem Teiler B14/B29 in Richtung Schorndorf, bzw. vorletzte vor der Zusammenführung B14/B29 in Richtung Stuttgart. Dann weiter Richtung Stetten / Esslingen halten.

Anfahrt von Esslingen:
Über Wäldenbronn Richtung Kernen-Stetten. Den Wegweisern „Diakonie Stetten“ und Sportplatz folgen. Haupteingang Diakonie und TV-Heim sind nicht weit voneinander entfernt. Parkplätze gibt es auch genug.

Kontakt: info@SundMehr.de