Bin ich Sadomasochist?

SundMehr bezeichnet sich als Gesprächskreis für Sadomasochisten. Aber was ist das eigentlich? Bin ich überhaupt eine oder einer? Was macht mich zum "Sadomasochist" und wie sehr identifiziere ich mich darüber? Wer beruflich im Bereich der Informationstechnologie arbeitet, sagt stolz: ich bin ITler, aber eben nicht alles, ich bin auch Vater, Vereinsmitglied... Sagt das auch der Müllwagenfahrer oder betont er dann, dass das ja nur sein Beruf ist und er außerdem vor allem Kirchengemeinderat ist? Und wie sage ich es, wenn die Frage auf SM kommt? Ist das ein ganz nettes Thema für mich von vielen möglichen meiner Erotik, oder das bestimmende, das mich bezüglich der Erotik ausmacht? Bin ich's vor allem, vor allem auch oder eigentlich nicht mal?

Sollten erfreulicherweise mehr als 10 Personen kommen, wechseln wir vom kostenfreien Nebenraum in der Gastwirtschaft, in den etwas größeren (mit Zugang über den Hintereingang) legen dann aber die Raummiete gemeinsam zusammen (pro Nase, ca. 4,50,- Euro)

Wer vor allem etwas essen will, sollte nach Möglichkeit eine Stunde früher erscheinen, damit gehäufte Bestellungen den Gesprächsverlauf nicht zu sehr beeinträchtigen.

Damit wir abschätzen können, wie viel wir sind, bitten wir um Anmeldung über info@SundMehr.de .

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Rückschau

Fast ein halbes Dutzend Gesprächskreisteilnehmer traf sich am 24. Februar, um sich darüber auszutauschen, was jemanden zum Sadomasochist macht. Interessanterweise führte bereits die mit der Vorstellungsrunde verbundene Fragestellung "Bin ich Sadomasochist?" für einige zur Unklarheit. Gleich ein erster Teilnehmer hatte Probleme, sich zwischen den Polen von Sadismus- und Masochismus wieder zu finden. Selbst die modernere Bezeichnung BDSM fand er schwierig, war ihm der Begriff "Bondage" vielleicht zu sehr auf das Spiel mit Seilen eingeschränkt, obwohl seine Lust vor allem beim fixiert werden entsteht.
Auch ein nachfolgender Teilnehmer fand es schwierig sich einzusortieren, obwohl er sich problemlos vorstellen konnte, beim aktiven oder passiven Spiel im Bereich des BDSM Lust zu empfinden.
Der nächste Teilnehmer kannte selbst nur die aktive Seite der sadomasochistischen Lust - würde sich für die andere zwar interessieren, hat aber keinen Antrieb, diese wirklich anzustreben. Tatsächlich hinge es aber auch immer vom Gegenüber ab, wie sehr die aktive Seite bei ihm angesprochen und damit hervor gelockt würde.
Die nächste Teilnehmerin hatte die Fragestellung weniger spezifisch verstanden - sondern eher im Sinne der Frage, wie wichtig SM einem in der Erotik sei. Bei ihr hing es von ihrem Partner ab, darum sei es aktuell ein sehr wichtiger Bestandteil in der Erotik. Grundsätzlich hinge ihr Erleben von Lust bei der Sexualität aber nicht davon ab. Bei der Partnersuche würde sie sich nicht davon abhängig machen. Umgekehrt sah es ihr Partner, der sich eine erfülltes Sexualleben ganz ohne sadomasochistische Inhalte und Gefühle nicht vorstellen konnte.
Eine gewisse Definitionslust und Gereiztheit schien an diesem Abend in der Luft zu liegen, weshalb die Anwesenden nochmals auf den Einladungstext verwiesen wurden. Der Begriff "Sadomasochismus" ist traditionell sehr weit gefasst, wenn auch eine Klarstellung hilfreich sein kann, von was die Rede ist, wenn jemand "SM" Sagt. Fragt man nach SM-Stammtischen im Großraum Stuttgart, kann die Antwort auch bereits eine Aufzählung von höchst bunten angeboten darstellen, die vom Stammtisch für Latex-Liebhaber, bis zum Fesseltreff reichen - alles unter dem Oberbegriff "SM", also: "Sadomasochismus". Es folgte eine Diskussion, die eher auf die Meta-Ebene rund um das Thema, wie wichtig Definitionen sind.
Vielleicht gab dies schon den Hinweis, auf die Schwierigkeit bei der Arbeit mit pauschalen, subsummierenden Begriffen, in denen sich nicht jeder wiederfindet. Da der Abend jedoch die Frage, nach der Identität und Selbstdefinition herausarbeiten sollte, wurde die Definition des Begriffes "identisch" erläutert, als "Übereinstimmend in allen Merkmalen". Macht dies auch psychologisch "Identität" aus? In der Psychologie werden vor allem die Bereiche des Denkens, Fühlens und Handelns benannt, die in diversen therapeutischen Konzepten (z.B. bei C. Rogers) deckungsgleich sein sollten, damit ein Mensch authentisch sein kann. Sofern hierbei Aspekte von Sadomasochismus einbezogen werden, wären diese nicht auch Bestandteil der Identität, weil der betreffende Mensch ohne sie nicht authentisch leben kann? Ist Übereinstimmung mit allen Merkmalen das selbe wie Deckungsgleichheit?
Ein Teilnehmer wandte hierbei ein, dass jemand der Schwul sei, eben nicht "ein wenig schwul" sei, sonst wäre der betreffende eben "Bi-Sexuell". Aber schwul sei schwul, darum würde dies eher als sexuelle Identität akzeptiert, als eine Neigung zu BDSM. Mit Verweis auf alle heutzutage unter dem Label "queer" geführten Identitäten, würde dies dann von anderen bestritten, wobei einige der inzwischen gebräuchlichen Begriffe manchen Anwesenden gar nicht bekannt waren.
Ein Anwesender stellte für sich fest, dass ihm eine innige Beziehung ohne SM wichtiger sei, als eine Beziehung, die SM beinhalte, jedoch von geringerer Nähe geprägt ist. Der Teilnehmer, der für sich eine Beziehung ohne integrierte SM-Bestandteile ausschloß, bestätigte daraufhin auch, dass er sich prinzipiell einen flexibleren Umgang mit SM wünsche und sich klar sei, dass seine Festlegung ihn bei der potentiellen Partnersuche eingrenze, er andererseits jedoch unbefriedigende Kompromisse befürchte, bei denen er auf Dinge verzichten müsste, ohne die für ihn das Gefühl wirklicher Nähe einfach nicht möglich sei.
Ein anderer Anwesender sah in seiner aktuellen Situation eher, dass seine vorherige Beziehung nicht daran gescheitert sei, dass SM nicht integriert gewesen sei - dies wäre gar nicht sein Wunsch gewesen. Jetzt allerdings hat er die Möglichkeit, seine Interessen Richtung SM auszuweiten und genieße dies. Er habe Blutgeleckt und wolle mehr. Eine Teilnehmerin beteuerte erneut, dass es ihr selbst nicht um SM ginge, obwohl sie einige Aspekte daran schon genießen könnte. Sie würde ihre Partnersuche nicht daran ausrichten, akzeptiere dies aber in der aktuellen Beziehung, weil der Partner darauf steht. Bei all dem käme sie zum ersten Mal bei der Suche nach einem Therapeuten für eine größere Analyse in die Situation, dass sie sich überlegen müsse, wie offensiv sie dies Thema anspreche. Wolle sie doch sicher gehen, dass das Thema angesprochen werden könnte, sofern notwendig, ohne dass ihr Verhalten oder das ihres Partners pathologisiert würde.
Ob das Vorhandensein einer sadomasochistischen Neigung als Identität oder als Neigung verstanden wird, liegt natürlich, hinsichtlich der Selbstakzeptanz, ganz bei jedem einzelnen selbst. Die Frage, ob ein Therapeut dies als Neigung oder als Identität betrachtet, bekommt sehr schnell etwas mit gesellschaftlicher Anerkennung zu tun. Innerhalb einer Beziehung kann Sadomasochismus, wenn sich ein Partner so definiert, als identitätsstiftend, oder -bestimmend, betrachtet werden, während es in anderen Beziehungen nicht unbedingt der Fall ist.

Veranstaltungsdaten:

Datum: 24.02.2023
Uhrzeit 20:00 Uhr
Ort:
Anfahrt:

Anfahrt über B 14/B29:
Ausfahrt Fellbach-Süd, dann Richtung Kernen-Rommelshausen, nach der Ortseinfahrt (Kernen-Rommelshausen) im ersten Kreisverkehr rechts in die Waiblinger Straße einbiegen, diese macht dann einen Linkskurve, danach in die Hauptstraße rechts einbiegen (unmittelbar nach der Bäckerei), der Straße folgen, bis zum nächsten Kreisverkehr. In diesem rechts (erste Ausfahrt) Richtung "Alte Kelter, Sportanlagen, Kleingartenanlagen" in die Kelterstraße. Dieser ca. 650 m folgen, bis zum Sportplatz.

Anfahrt mit öffentlichen Verkehrmittel siehe Homepage der VVS

Kontakt: info@SundMehr.de