Anspruch oder "nehmen was man kriegt"?

Viele Leute mit BDSM-Neigungen sehnen sich dringend nach Gelegenheiten, ihre Neigung auszuleben. Der naiven Vorstellung, dass dank der einfachen Einteilung zwischen Sub und Top, bei der je nach Präferenz nur das Geschlecht des Gegenübers stimmen muss - und vielleicht nicht mal dies - um mit der Session loszulegen, steht die Suche auf einem immer ausdifferenzierterem Markt der Benennung der eigenen Ansprüche gegenüber, bei dem 20% masochistische Leidenschaft in Verbindung mit 43% Dominanz-und-Submissions-Anteilen bei vorliegenden 37% Bondage-Interesse nur mit dem Partner oder der Partnerin ausgelebt werden können, die den eigenen sapiosexuellen Präferenzen weder über- noch unterfordernd entspricht, mit einer Körpergröße von 168,5 cm, blondem Haar, Vorliebe für vegane Ernährung und christlicher Spiritualität, allerdings ohne Altlasten aus vorherigen Beziehungen und mit 3 Jahren Altersdifferenz nach unten; Natürlichkeit und Empathie vorausgesetzt.
Nehme ich, was ich kriegen kann, oder bis zu welchem Grad formuliere ich meine Ansprüche? Kann ich mich anpassen oder lasse ich mich von jedem hilflos machen und gegebenenfalls quälen? Wie groß muss mein Vertrauen zum Gegenüber sein, damit ich mich überhaupt fallen lassen kann? Was will ich von meiner Sexualität?

Sollten erfreulicherweise mehr als 10 Personen kommen, wechseln wir vom kostenfreien Nebenraum in der Gastwirtschaft, in den etwas größeren (mit Zugang über den Hintereingang) legen dann aber die Raummiete gemeinsam zusammen (pro Nase, ca. 4,50,- Euro)

Wer vor allem etwas essen will, sollte nach Möglichkeit eine Stunde früher erscheinen, damit gehäufte Bestellungen den Gesprächsverlauf nicht zu sehr beeinträchtigen.

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Rückschau

Vierzehn Teilnehmer trafen sich am 28.04.2023, um sich darüber austauschen, wie groß das Bedürfnis ist, zu nehmen was man kriegt oder seinen eigenen Anspruch zu pflegen, wenn es um das Ausleben sadomasochistischer Erotik geht.
Bei der Vorstellungsrunde teilte gleich die erste Teilnehmerin mit, dass die reine sexuelle Erfahrung für sie nicht die größte Priorität hat. Auch ihr nachfolgender Partner konnte zunächst mit der Fragestellung, ob er nehmen würde, was er kriegt, nicht viel anfangen, wie auch sein Nebensitzer, der angab, früher viel ausprobiert zu haben, inzwischen habe er aber andere Prioritäten. Differenzierter sah es die folgende Anwesende: Sie fand, dass es für beide Ansätze ein Für und Wider gäbe. Deutlicher positionierte sich der Nächste, der dringend eine Art Resonanz bei seinem Gegenüber benötigte. Einen ergänzenden Aspekt brachte ein Erstbesucher ins Gespräch, der fragte, ob es bei sexuellen Begegnungen wichtiger sei, was man gebe, oder was man nehme. Von einer unglücklichen Erfahrung auf einer Party berichtete eine Teilnehmerin in der Runde, die sie heftig und unerwartet überraschte - unklar blieb, ob sie diese Situation selbst provoziert hatte. Vermutlich habe diese Situation zu einem Hausverbot der aktiven Person geführt. Dazu, zu nehmen, was er kriegt, bekannte sich ein anderer Teilnehmer, der gleichzeitig das Schubladen-Denken in der BDSM-Szene beklagte. Er hatte es satt, sich an Klischees zu orientieren, wie er als Sub zu sein hat, woran er seine seltenen Gelegenheiten festmachte, das zu bekommen, was er sich wünscht - da er ja dennoch den Anspruch hat, auch selbst etwas von der stattfindenden Aktion haben zu können. Tatsächlich sei ihm das Geschlecht dabei inzwischen egal, bezüglich des Auslebens seiner sadomasochistischen Neigungen.
Achtsamkeit mit sich selbst stand für einen Teilnehmer im Vordergrund, der sich aktuell ausprobiert, sich dafür sogar, im Wortsinn, Spielräume verschafft, in denen er sexpositiv auch gemeinsam mit anderen die Erfahrungen anstreben kann, der er sich wünscht. Eine ebenfalls neue Teilnehmerin gab zu, noch nicht zu wissen, was sie nehmen könnte, weil sie noch unsicher ist. Auch ein anderer fühlte sich von der Frage überfordert, weil die Möglichkeit, etwas zu nehmen, sich ihm noch bieten muss.
Die nächste Teilnehmerin fragte sich, ob sie in ihrer monogamen Beziehung nimmt, was sie kriegen kann. Ging es hier um die Menge, die Quantität oder die Qualität? Auch ohne den Aspekt Sadomasochismus habe sie in ihrer Jugend viele Erfahrungen gesammelt, die nicht alle schön waren. Ihre Nebensitzerin bezog sich dann auch auf frühere Erfahrungen, als sie meinte, früher sei sie experimentierfreudiger gewesen, in ihrer etwas reiferen Jugend eher nicht. Zumindest an das drängende Bedürfnis, zu nehmen, was er bekommt, erinnerte sich der folgende Teilnehmer, dass er damals wie heute nicht gestillt hat, während es sich aber im Laufe der Lebensjahre ausdifferenziert hat zu immer klareren Vorstellungen, was er nehmen wolle.
Nach der Einführung in das Thema ergänzte eine Teilnehmerin ihr Statement mit einem Bericht aus ihrer früheren Beziehung: offen, unter Absprache mit der eigentlich eifersüchtigen Partnerin, hatte sie Erfahrungen außerhalb der Beziehung, teils auch auf einer Messe und an der Öffentlichkeit, mit anderen ausgelebt.
Sie habe noch nie eine SM-Erfahrung gemacht, die den eigenen Träumen perfekt entsprochen hat, warf eine Teilnehmerin ein. Sie wertete dies aber als menschliche Überlebensstrategie: auf die perfekte Erfahrung zu warten, führe in der Regel zu langer Einsamkeit. Daran anknüpfend ergänzte jemand, dass viele Phantasien, die dem Kopfkino entsprängen, sich in der Realität als nicht umsetzbar entpuppten. Ein Statement, das das Veto eines Anwesenden auf den Plan rief: In früheren Jahren habe er sich sehr viel ausprobiert. In einer langjährigen, monogamen Beziehung habe er sich dann aber immer mehr zurückgenommen, weil er vieles, für ihn Notwendige nicht bekommen habe. Ohne es selbst zu bemerken, hatte er begonnen, mit der Zeit darunter zu leiden, dass er auf zu vieles verzichtet hat.
Eine andere Teilnehmerin gab im Gespräch an, dass auch bei ihr das Bewusstsein für das, was gesucht und gebraucht wird, mit den Jahren gewachsen sei. Er verzichtet lieber auf erotische Erfahrungen, wenn bei ihm der Eindruck entsteht, dass es mit seinem Gegenüber einfach nicht passt, betonte ihr Nebensitzer. Für ihn müsse interpersonell etwas stattfinden, bevor etwas erotisches passiert. Zur Frage wurde dann der Begriff der "Spielbeziehung" gestellt: Schließlich seien die Gefühle ernst - was den Hinweis auf sich zog, dass der Gegensatz zu "Spiel" nicht "Ernst", sondern "Wirklichkeit" sei. (Siehe Gesprächskreis am 27.06.2014). Der Teilnehmer, der sich nach 28 Jahren Ehe glücklich geschieden hat, um sich jetzt auszuprobieren, wiedersprach hier, weil er sich in Spielbeziehungen gut ausprobieren könnte.
Dass eine Session für ihn nicht schön ist, wenn sein Gegenüber sich große Sorgen um ihn mache - ob beispielsweise die Schläge mit der Gerte nicht zu heftig sind - hatte ihm gezeigt, dass er für intensive SM-Erfahrungen nicht unbedingt eine Partnerschaft benötigte. Allerdings suche er sich dafür dann einen stimmigen Rahmen, wie einen Workshop oder eine Party.
Machten die Teilnehmer also lieber Abstriche beim Anspruch an ihre erotischen Erfahrungen oder an die der Beziehung? Differenzierter wollte dies ein Teilnehmer gesehen haben. Denn bei guten oder eher schlechten erotischen Erfahrungen, schwinge bei ihm die Beziehungserfahrung immer voll mit.
Für sie hinge es davon ab, welches Ziel angestrebt würde, wollte eine Anwesende jetzt für sich festgestellt haben. Wenn es um die reine, erotische Selbsterfahrung ginge, könne die Beziehung unwichtig sein. Wenn das Ziel jedoch die Beziehungserfahrung sei, stünde diese im Mittelpunkt. Ein Entweder-Oder? Ab wann kann dies zur Selbstaufgabe in einer Beziehung führen, wurde dann aus der Runde gefragt. Ganz klar schien das Meinungsbild in der nicht.
Anwesend waren Personen, die Beziehungsanteile gut in andere Bereiche auslagern konnten; in Tantra-Workshops, Spiel- oder professionelle Beziehungen. Für sie wog dann offenbar die erotische Selbsterfahrung höher. Die Frage, ob jemand in einer Monogamen oder überhaupt nicht in Beziehung ist, schien für die grundsätzliche Diskussion nicht relevant zu sein. War die Bereitschaft, zu nehmen, was man kriegt eventuell eher vom Alter abhängig? Kritisch wurde hier der Begriff der Jugend diskutiert - über die alle Anwesenden, ihrem Geburtsdatum nach, bereits länger hinweg waren. Um eine Phase, der besonderen frischen Selbst- und Umweltwahrnehmung und Offenheit etwas akademischer auszudrücken, wurde "psychosexueller Entwicklungsstand" vorgeschlagen, der sich auch im höheren Altern noch verändern könnte - und einen dazu verleitet, sich zu nehmen, was man braucht. Nimmt man sich dann, was man nehmen kann, oder eher was geboten wird?
Das Unbewusste steuert uns, schlug eine Teilnehmerin vor. So tun wir dann, was wir im Grunde auch wollen. Auch wenn es mir aktuell um die erotische Selbsterfahrung geht, mache ich doch, was ich will [und was den mir wichtigsten Werten entspricht]. Damit ließe sich erklären, warum sich auch Spielbeziehungen oft weiterentwickeln, sodass sie sich dann auch auf die sonstige, menschliche Ebene auswirken. Die "Jugend" könnte sich in diesem Sinne auch immer wieder wiederholen.
Die Anwesenden wurden dann gefragt, welches Ziel sie mit ihrer Sexualität denn nun verbinden, welches Bedürfnis sich darin ausdrückt und wie streben sie es an?
Schlechte Erfahrungen wolle er nicht noch einmal machen, gab ein Teilnehmer an, und so lange es geht, will er gute, positive Erfahrungen machen und eine andere ergänzte: sie wolle vor allem mit sich im Einklang kommen und dabei bleiben. Wenn dies erreicht sei, dann käme erst der partnerschaftliche Aspekt. Nahe daran war auch der Wunsch einer weiteren: Ihre Sexualität solle integriert bleiben, in der eigenen Person, egal um welche Form der Sexualität es geht. Anspruchsloser war ein Teilnehmer, der im Grunde nichts erwarte, von seiner Sexualität - außer, die Wiederholung, schöner Erlebnisse. Nie mehr wolle er am langen Arm verhungern, wollte wieder ein anderer Teilnehmer, mit Blick auf seine zurückliegende Ehe.
In der Abschlussrunde gaben einige an, von der Vielfältigkeit der Ansichten profitiert zu haben. Bei anderen kam auch Nachdenklichkeit auf, wie prägsam Erfahrungen sind, selbst wenn sie widersprüchlich sind. Jemand fühlte sich bei seiner Sinnsuche angesprochen, auch die Diskussion um den Begriff der Jugend war ein Aspekt, den andere mit heim nahmen. Für ganz frische Teilnehmer war dieses intensive Nachdenken in der Runde, in der sich fast jeder Anwesende intensiv am Gespräch beteiligte, aber auch anstrengend. Nach dem moderierten Teil, tauschten viele ihre Plätze, um sich in einzelnen Gesprächen noch weiter auszutauschen.

Veranstaltungsdaten:

Datum: 28.04.2023
Uhrzeit 20:00 Uhr
Ort:
Anfahrt:

Anfahrt über B 14/B29:
Ausfahrt Fellbach-Süd, dann Richtung Kernen-Rommelshausen, nach der Ortseinfahrt (Kernen-Rommelshausen) im ersten Kreisverkehr rechts in die Waiblinger Straße einbiegen, diese macht dann einen Linkskurve, danach in die Hauptstraße rechts einbiegen (unmittelbar nach der Bäckerei), der Straße folgen, bis zum nächsten Kreisverkehr. In diesem rechts (erste Ausfahrt) Richtung "Alte Kelter, Sportanlagen, Kleingartenanlagen" in die Kelterstraße. Dieser ca. 650 m folgen, bis zum Sportplatz.

Anfahrt mit öffentlichen Verkehrmittel siehe Homepage der VVS

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