"Braucht" eher Sub oder Dom ein Zeichen?

Vieles ist in der SM-Welt ritualisiert, um so schnell in die gewünschte Rolle zu schlüpfen, auch ohne sich durch die verbale Ankündigung, „das jetzt gespielt wird / werden soll“ den schlafenden Löwen des Paradoxons zu wecken, dass man / der Partner jetzt gehorchen müssen will / wollen soll, weil ja die ganze schöne Selbstaufgabe ja doch einvernehmlich abgekartetes Spiel ist. Teils in Verbindung damit stehen auch oft Zeichen der Unterwürfigkeit oder der Dominanz. Wie können diese Zeichen aussehen? Sind es nur Fetische oder auch ganz alltägliche Dinge, jenseits eines Rituales?
Vor allem, wenn 24/7 Sehnsüchtige die Realität noch weiter in ihren Alltag holen wollen, werden teils versteckt oder offen gerne Zeichen getragen, die an den selbstgewählten Status erinnern, dass man jemandem „gehört“, „Sklave“ ist, spürbar oder sichtbar – oder die nach der Session an das Gewesene erinnern – auch als Male am Körper.
Ist das nur Augenwischerei, weil ja doch niemand sich ganz aufgeben kann – weil man spätestens wenn Leib und Leben gefährdet würden ja aus dem erotischen Endorphin-High aufwacht? Alles also nicht ernst zu nehmender als ein Ehering, nur halt in Verbindung mit SM? Für manche auf der passiven Seite ist auch der Augenblick, an dem sie „das Halsband“ verliehen bekommen, fast so weihevoll, wie eine Hochzeit. Dabei stellt sich die Frage: brauchen nur oder vor allem sie diese Zeichen oder auch die Aktiven? Und falls ja, brauchen sie diese an den aktiven oder gibt es auch spürbares oder sichtbares, mit dem sie sich an ihre Rolle erinnert sehen wollen?

Rückschau

Erneut in ausgeglichenem Verhältnis der Geschlechter, trafen sich am 26.04.'13 zwanzig SadomasochistInnen im Gesprächskreis SundMehr und tauschten sich darüber aus, welche Bedeutung "Zeichen" im Kontext zu SM für sie haben.
Gleich bei der Vorstellungsrunde, bei der jeder gebeten wurde, ein erstes Statement abzugeben, kamen die verschiedensten Aspekte zu Tage. Für eine Anwesende waren Zeichen als Erkennungszeichen akzeptabel, jedoch innerhalb einer Partnerschaft eher nicht wünschenswert, eine andere berichtete, dass sie gerade in der Phase der Partnersuche großen Wert darauf legte "den Ring" zu tragen, inzwischen jedoch kaum noch Wert darauf legt. Einer erwähnte das Tattoo, das an eine frühere Beziehung erinnerte, die jedoch längst verflossen war (siehe auch Thema und Rückschau vom 26.02.10 http://www.sundmehr.de/Termine/20100226.htm), andere bevorzugten eher nicht öffentliche, intime Zeichen die sich im Alltag tarnen lassen.
Zur Sprache kam auch das Zeichen, als Signal bei einer Session, ob etwas gut tut oder nicht, um sachliche Erläuterungen und dozierende Ausführungen des Subs, die die Erotik stören zu vermeiden. Oder auf Seite der Subs: Zeichen der "Geilheit" des dominanten Parts - dass ihm Spaß macht, was er gerade tut. Bei fetischartigen Zeichen tauchte auch die Frage auf dominanter Seite auf "geht es denn überhaupt um mich?". Letztlich war klar: Zeichen haben etwas mit Kommunikation zu tun. Die besondere Verbindung zum "Herrn" kann dabei auf einer Party durch ein Halsband zum Ausdruck gebracht werden, das den Namen des Partners trägt. Bekannt auch das Anlegen von Spielzeug, die eingesetzt werden, um zu signalisieren, dass jemand spielen will, in hoffnungsfroher Erwartung, ob Dom darauf eingeht. Schwierig allerdings, wenn das Signal aus der Augenbinde besteht, und das Signal am Samstag um 9:30 Uhr gesetzt wird, während es dem Partner nun mal nicht danach ist, aktiv zu werden - was dann zu einem ziemlich langweiligen Samstag auf passiver Seite führen kann, in den man blindlings hineingerät. Im Idealfall muss bei einer Session gar nicht viel abgesprochen werden, stellten einige fest, wobei es auch für manchen Dominanten schwierig ist, wenn durch die Verdeckung des Gesichts kein Feedback wahrgenommen werden kann. "Das ist für mich, wie wenn ich auf einen Sandsack hauen würde.", fasste ein weiter angereister Gast zusammen.
Die Frage, wie es dann mit "dem Fliegen ginge", beim Einsatz verschiedenster Werkzeuge, kam von einem erstmalig anwesenden Paar, das großes Interesse an Grundinformationen über SM hatte. Ein Exkurs schloss sich an, zur Erläuterung, dass es "den richtigen" SM nicht gibt und Kommunikation mit dem Partner einfach unersetzlich sei, wozu auch der Einsatz und die Verständigung über Zeichen gehören kann. Unnötig fand für seine Beziehung ein 24/7 Lebender, besondere Zeichen, denn er brauche diese nicht um an seine Rolle erinnert zu werden. Seine eigene Neigung würde ihn ja genug daran erinnern, dass er das Recht habe, auf die Devotion seiner Partnerin zuzugreifen, wobei zwecks Alltagskompatibilität hier auch partnerschaftliche Absprachen ihren Platz habe, ggfs. über gemeinsame Anschaffungen. "Eigentlich, wie in einer ganz normalen Beziehung", fasste ein anderer Erstbesucher des Treffens zusammen, bei dem diesmal die erhellende Diskussion vielleicht etwas zu kurz kam, sofern die Erkenntnis, dass jeder etwas anderes, sehr individuelles mit "Zeichen" verknüpft als Ausgangspunkt für die ersten Schritte, beim Ausleben sadomasochistischer Neigungen sicher schon eine gute Grundlage darstellt; neben der Frage: wenn ein Zeichen Hilfsmittel zur Kommunikation ist - richte ich die Botschaft an den anderen, oder eher an mich selbst?

Veranstaltungsdaten:

Datum: 26.04.2013
Uhrzeit 20:00 Uhr
Ort:
Anfahrt:

Anfahrt über B 14/B29:
Ausfahrt Fellbach-Süd, dann Richtung Kernen-Rommelshausen, nach der Ortseinfahrt (Kernen-Rommelshausen) im ersten Kreisverkehr rechts in die Waiblinger Straße einbiegen, diese macht dann einen Linkskurve, danach in die Hauptstraße rechts einbiegen (unmittelbar nach der Bäckerei), der Straße folgen, das Gasthaus befindet sich an der linken Straßenseite

Anfahrt mit öffentlichen Verkehrmittel siehe Homepage der VVS

Kontakt: info@SundMehr.de