Vor fast 25 Jahren outete sich ein uns bekannter Sozialpädagoge in einer großen, kirchlichen Einrichtung der Behindertenhilfe im Rems-Murr-Kreis und konnte in einer offiziellen vom Arbeitgeber durchgeführten
Buchvorstellung https://www.sundmehr.de/wirueberuns.htm seinen autobiographisch gefärbten Roman, der mehr als eine explizite, unbeschönigte Beschreibung sadomasochistischer Praktiken enthält, vorstellen. Kündigung oder
arbeitsrechtliche Konsequenzen: Fehlanzeige. In den letzten Wochen berichtete der Zeitungsverlag Waiblingen von einer Waiblinger Stadträtin, die als Domina arbeitet - was weniger Thema des Artikels war, als die
Tatsache, dass sie in einem Reality-TV-Format teilnehmen wird, als Königin des Einkaufens. Dennoch - rein aufklärend - wurde das Akronym BDSM im Artikel kurz erklärt. Schon seit Jahren ist der
Ökumenische Arbeitskreis BDSM und Christsein auf dem evangelischen Kirchentag und dieses Jahr auch erstmalig auf dem katholischen Kirchentag mit einem Stand vertreten und in der Neuauflage der Internationalen
statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, ICD 11, wurde Sadomasochismus ganz als Krankheit gestrichen, wodurch weltweit Millionen von gleichgesinnten mit einem Federstrich
geheilt wurden.
Da stellt sich dem auf höchste Diskretion und Anonymität versessenen Durchschnitts-Sadomasochist die Frage: kann ich mich überhaupt noch als stigmatisiert und von Diskriminierung bedroht empfinden? Oder ist
Sadomasochismus schon längst in der gesellschaftlichen Normalität angekommen? Bin ich paranoid, oder ist der gesellschaftliche Umgang mit SM doch noch nicht so normal, wie es scheint?
Im Bewusstsein, dass es uns kaum möglich sein wird, diese Frage abschließend und eindeutig zu beantworten, soll doch jeder für sich selbst Anstöße für seine eigene Selbst-Definition erhalten.
Wer vor allem etwas essen will, sollte nach Möglichkeit eine Stunde früher erscheinen, damit gehäufte Bestellungen den Gesprächsverlauf nicht zu sehr beeinträchtigen.
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Ein halbes Dutzend Interessierte trafen sich am 27.09.2024 um sich mit der Frage auseinander zu setzen, ob BDSM möglicherweise in der gesellschaftlichen Normalität angekommen sei. Dabei war weniger die "EINE ANTWORT" das Ziel als vielmehr der Austausch darüber - mit Blick auch auf die eigene Lebenserfahrung und Lebenswelt.
In der Einstiegsrunde "Woran ist denn zu erkennen, dass alle Formen von Sexualität in der Gesellschaft anerkannt sind?" gab es denn auch die unterschiedlichsten Statements. Eine Teilnehmerin formulierte etwas schmunzelnd, dass dies dann der Fall sei, wenn man öffentlich Sex haben könnte und die Umwelt dies achselzuckend zur Kenntnis nehmen würde. Sprich - die eigene gelebte Sexualität nicht mehr diskutiert, erklärt und verteidigt werden müsste. Passend dazu auch eine Aussage war, dass erwachsene Menschen ohne Vorurteile damit umgehen können sollten, wer welche Form der Erotik & Sexualität lebt. Ein anderer Teilnehmer empfand die Frage als nicht wirklich greifbar und beantwortbar. Allerdings sieht er im Rückblick auf die unterschiedlichsten Kulturen und Phasen der Menschheitsgeschichte ein wellenförmiges Auf und Ab was die Akzeptanz bzw. die Ablehnung von Formen der gelebten Sexualität angeht. Religiöse, gesellschaftliche und politische Einflüsse waren und sind immer auch entscheidend für die Diskriminierung, die Stigmatisierung und aber auch für die Freiheit des Einzelnen die eigene Sexualität leben zu dürfen. Die Grenze ist dabei selbstverständlich immer die Einvernehmlichkeit zwischen Erwachsenen. Angekommen und akzeptiert seien in der Gesellschaft unterschiedliche Formen der Sexualität erst dann, wenn man sachliche, fundierte und neutral formulierte Informationen dazu problemlos und frei zugänglich erhalten kann, formulierte eine andere Teilnehmerin.
BDSM - Wann und wie erlebten die Anwesenden denn schon Formen der Diskriminierung? Was versteht jede/jeder denn unter Diskriminierung für sich selbst? Hat jemand Sorgen und Angst vor Repressalien oder auch nicht? In der Runde wurden einige persönliche Situationen geschildert. Resultierend daraus ergab sich unter anderem die simple Erkenntnis, dass es notwendig und wichtig ist zu überlegen: "Wann sage ich was? Wem sage ich etwas? Wie sage ich das? Die individuelle Perspektive und die des Gegenübers darf dabei gerne im Blick behalten werden.
Die persönliche Sexualität solle nicht vermarktet werden, vielmehr im Austausch mit anderen abwägend und erklärend geschildert werden, sofern Interesse besteht. Die eigene Akzeptanz ist wichtig für eine sachliche Festigkeit, wenn es um mögliche Diskriminierung geht. Es gilt die Intimsphäre zu beachten und in sich hinein zu horchen. Wie nah ist mir jemand? Wie weit will ich mich öffnen?
Übereinstimmend waren alle Anwesenden der Auffassung, dass es wichtig, richtig und notwendig ist sich für die Freiheit der unterschiedlichen einvernehmlichen Formen von gelebter Erotik und Sexualität einzusetzen. Dafür, dass Menschen authentisch und offen mit ihrer Sexualität leben können und dürfen.
Datum: | 27.09.2024 |
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Uhrzeit | 20:00 Uhr |
Ort: | |
Anfahrt: |
Anfahrt über B 14/B29: Anfahrt mit öffentlichen Verkehrmittel siehe Homepage der VVS |
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